
Mindfulness-Based Compassionate Living (MBCL) und Mindful Self-Compassion (MSC)
Mindfulness-Based Compassionate Living (MBCL) und Mindful Self-Compassion (MSC) sind beides achtsamkeitsbasierte Mitgefühlstrainings mit jeweils acht Sitzungen und einem Vertiefungstag. Beide fördern Mitgefühl und bieten Ihnen evidenzbasierte Übungen zur Stressbewältigung. Der Hauptunterschied liegt darin, dass MBCL als Aufbaukurs konzipiert ist und Vorkenntnisse in Achtsamkeit voraussetzt, während MSC ein eigenständiges Programm ist. MBCL legt gleichermaßen Wert auf Selbstmitgefühl und Mitgefühl für andere, während MSC stärker auf Selbstmitgefühl fokussiert. Orientieren Sie sich bei der Wahl des Programms gerne an Ihren individuellen Bedürfnissen und Vorerfahrungen. Die Persönlichkeit und der Stil der Lehrperson sind von größerer Bedeutung, als das spezifische Programm selbst.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Mitgefühlstrainings MBCL und MSC
Die beiden Mitgefühlstrainings Mindfulness-Based Compassionate Living (MBCL) und Mindful Self Compassion (MSC) werden zunehmend in verschiedenen Teilen der Welt angeboten.
Beide Programme bestehen aus acht Sitzungen und einer zusätzlichen Übungssitzung in Stille und haben das Ziel, Mitgefühl zu kultivieren.
MBCL wurde in enger Zusammenarbeit von zwei wegweisenden Achtsamkeitslehrern in den Niederlanden entwickelt und basiert auf ihrer umfangreichen Erfahrung in der Arbeit mit MBSR und MBCT in der psychiatrischen Versorgung: dem Psychiater und Psychotherapeuten Erik van den Brink und dem Vipassana Meditationslehrer Frits Koster. In ihrem Programm haben sie neben Elementen, die von den Begründer:innen des MSC stammen auch Elemente integriert, die von Paul Gilberts Compassion Focused Therapy (CFT) abgeleitet wurden und deren Grundlage ein evolutionäres Modell des menschlichen Geistes ist. MSC wurde von der Psychologin Kristin Neff, einer Pionierin in der Forschung zum Thema Selbstmitgefühl und dem klinischen Psychologen Christopher Germer, einem Experten auf dem Gebiet der Meditation und Psychotherapie, entwickelt.
Was MBCL und MSC gemeinsam haben
- MBCL und MSC schöpfen aus vielen ähnlichen Quellen und präsentieren das Mitgefühlstraining auf säkulare, nicht-religiöse Weise. Sie basieren auf einem transdiagnostischen Blick auf menschliches Leiden und universellen Modellen des menschlichen Geistes und können beide in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden (Prävention, Primär- und Sekundäre Gesundheitsversorgung, Coaching, Beratung, Bildungswesen, Personalwesen, Management).
- Sowohl MBCL als auch MSC beinhalten evidenzbasierte Übungen, die neue neurowissenschaftliche und klinische Erkenntnisse einbeziehen.
- Beide Programme bieten Übungen an die helfen, mit Stress und (emotionalem) Schmerz auf eine gesündere Art und Weise umzugehen. Beide Programme zielen darauf ab, heilsame Geisteszustände zu kultivieren und integrieren Erkenntnisse aus der modernen Psychologie und altbewährte kontemplative Freundlichkeits- und Mitgefühls-Übungen (wie Metta und Tonglen).
- Beide Programme geben viel Raum für den Umgang mit Nebenwirkungen der Selbstmitgefühlspraxis und den Umgang mit schmerzhaften Emotionen und Selbstkritik und unterstützen die Teilnehmenden dabei, ihre eigenen Unvollkommenheiten zu akzeptieren und eine freundliche, fürsorgliche und verzeihende Haltung gegenüber sich selbst zu entwickeln.
- Beide haben die Entwicklung der vier grenzenlosen Qualitäten des Herzens (Freundlichkeit, Mitgefühl, anerkennende Freude und Gelassenheit) zum Ziel.
Was MBCL und MSC voneinander unterscheidet
- Der MBCL ist als Aufbaukurs konzipiert und setzt voraus, dass die Teilnehmenden bereits einen Grundkurs in Achtsamkeit absolviert haben – vorzugsweise MBSR oder MBCT (auf denen der MBCL gezielt aufbaut), Breathworks oder ein vergleichbares Programm. MBCL vertieft bereits erworbene Achtsamkeitskompetenzen und erweitert die Praxis um mitgefühlsorientierte Übungen. Daher ist es Voraussetzung, dass MBCL-Lehrende bereits über Unterrichtserfahrung verfügen, zertifizierte MBSR- oder MBCT-LehrerInnen sind und einem ähnlichen Stil im Unterrichten und beim Erforschen der Erfahrungen der Teilnehmenden verfolgen. Durch MBCL erweitern Lehrende ihr Unterrichtsangebot auf der Grundlage von MBSR / MBCT.
- MSC ist als eigenständiges Programm konzipiert und integriert grundlegende Achtsamkeitsübungen in seinen Lehrplan. Es ist nicht erforderlich, dass die Teilnehmende zuvor an einen Achtsamkeitskurs teilgenommen haben. MSC-Lehrende haben eine eigenständige Lehrerausbildung absolviert, und es ist nicht Voraussetzung, MBSR- / MBCT-LehrerIn zu sein. Jedoch müssen sie über eine fundierte und kontinuierliche persönliche Meditationspraxis verfügen.
- Beim MBCL wird die Entwicklung von Selbstmitgefühl und Mitgefühl für andere als untrennbar betrachtet und es wird beidem viel Raum gegeben. Im MSC liegt der Fokus expliziter auf der Entwicklung von Selbstmitgefühl. Übungen in denen die Teilnehmenden Freundlichkeit / Mitgefühl für andere praktizieren werden auch im MSC angeboten, jedoch als Weg zur Entwicklung von Selbstmitgefühl.
- Es gibt darüber hinaus noch einige kleinere Unterschiede in Bezug auf spezifische Übungen und Themen, die untersucht werden.
Welches Programm ist das Richtige für Sie? MBCL oder MSC?
Beide Trainings betonen die Bedeutung der Achtsamkeitspraxis. MSC empfiehlt, vorab mit der Achtsamkeitspraxis vertraut zu sein, während MBCL diese als notwendige Voraussetzung ansieht. Die Begründer:innen beider Programme betonen, dass die Persönlichkeit, der Stil und die “Verkörperung” der Lehrperson oft wichtiger sind als das angebotene Programm. Beide Trainingsprogramme sind für sich genommen wertvoll, wie andere Mitgefühlstrainings auch, und es ist am wichtigsten, dass Menschen für sich selbst erkunden, was ihren Bedürfnissen am meisten entspricht.
Englischer Originaltext: Erik van den Brink und Frits Koster, Oktober 2017
deutsche Übersetzung: Jana Willms
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